Übersetzung aus dem englischen Original “Maker’s Schedule, Manager’s Schedule” von Paul Graham.


Dass Programmierer Meetings nicht mögen liegt u.a. daran, dass sie sich an einem anderen Zeitplan orientieren als die meisten Menschen. Meetings sind für sie kostspieliger.

Es gibt zwei Arten von Zeitplänen, welche ich den Zeitplan von Machern und den Zeitplan von Managern nenne (“maker’s schedule, manager’s schedule”). Der Zeitplan von Managern fügt sich gut in den traditionellen Kalender ein, welcher jeden Tag in einstündige Intervalle unterteilt. Man kann mehrere Stunden auf einmal blockieren, wenn dies eine Aufgabe erfordert, aber die Standard Vorgabe ist auf stündliche Abwechslung angelegt.

Wenn Zeit auf diese Weise genutzt wird, ist es lediglich ein praktisches Problem sich mit jemandem zu treffen. Man muss nur einen offenen Zeitabschnitt im Kalender finden und das Treffen eintragen.

Die meisten einflussreichen Menschen operieren auf dem Zeitplan von Managern. Es ist der herkömmliche Modus Operandi. Es gibt aber eine andere Form der Zeitnutzung, welche häufig von Menschen angewandt wird, welche Dinge herstellen, wie Programmierer und Schriftsteller. Sie nutzen ihre Zeit normalerweise am liebsten in Einheiten von mindestens einem halben Tag. In Abschnitten von einer Stunde kann man kein Programm schreiben. Das ist gerade mal genug Zeit um damit anzufangen.

Wenn man sich auf dem Zeitplan von Machern befindet, sind Meetings eine Katastrophe. Ein einzelnes Meeting kann einen ganzen Nachmittag in Mitleidenschaft ziehen, indem er in Zeitabschnitte aufgebrochen wird, die einzeln genommen zu klein sind, um darin etwas anspruchsvolles in Angriff zu nehmen. Hinzu kommt, dass man erinnern muss, zu dem Meeting zu gehen. Dies ist kein Problem für jemanden, der den Zeitplan von Managern nutzt, denn es kommt ohnehin jede Stunde etwas neues; es stellt sich lediglich die Frage was. Wenn jedoch jemand auf dem Zeitplan von Machern ein Meeting hat, muss er darüber nachdenken.

Für jemdanem auf dem Zeitplan des Machers ist ein Meeting wie eine Ausnahme. Es bedeutet nicht nur von einer Aufgabe zur nächsten überzugehen. Es ändert auch die Art- und Weise zu arbeiten.

Ich finde, dass ein einzelnens Meeting den ganzen Tag beeinflussen kann. Ein Meeting zerstört normalerweise mindestens einen halben Tag, indem es einen Morgen oder Nachmittag unterbricht. Hinzu kommt ein kumulativer Effekt. Wenn ich weiss, dass der Nachmittag unterbrochen wird, bin ich etwas weniger geneigt etwas neues und anspruchsvolles am Morgen in Angriff zu nehmen. Ich bin mir bewusst, dass dies übertrieben sensibel klingen mag, aber wenn sie ein Macher sind, denken sie an ihre eigene Situation. Steigt ihr Animus nicht bei dem Gedanken daran, einen gesamten Tag für Ihre Arbeit frei zu haben, ohne jegliche Termine? Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sie entsprechend deprimiert sind, wenn dies nicht der Fall ist. Und anspruchsvolle Projekte sind ihrer Grundart nach nah an der Grenze ihrer eigenen Möglichkeiten. Bereits ein geringer Mangel an Moral ist genug, um sie zum scheitern zu bringen.

Jeder dieser beiden Formen der Zeitplanung funktioniert getrennt voneinander. Probleme treten auf, wenn sie aufeinander treffen. Da die meisten einflussreichen Menschen auf dem Zeitplan von Managern operieren, befinden sie sich in der Position andere dazu zu bringen auf sie einzugehen, wenn sie dies wünschen. Die schlaueren von ihnen halten sich damit zurück, da sie wissen, dass einige derjenigen, die für sie arbeiten lange Zeitabschnitte benötigen.

Unser Fall ist ungewöhnlich. Nahezu alle Investoren und alle Risikokapitalgeber, die ich kenne, operieren auf dem Zeitplan von Managern. Y Combinator jedoch orientiert sich am Zeitplan von Machern. Für Rtm, Trevor und mich war dies von jeher der Fall und für Jessica ebenfalls, hauptsächlich, da sie sich an uns angepasst hat.

Ich würde mich nicht wundern, wenn mehrere Firmen zunehmend das gleiche tun. Ich vermute, dass Gründer zunehmend in der Lage sein werden, dem Übergang zu Managern zu widerstehen oder zumindest aufzuschieben, genauso wie sie vor einigen Jahrzehnten anfingen, dem Tragen von Anzügen anstelle von Jeans zu widerstehen.

Wie gelingt es uns so viele Startups, welche sich auf dem Zeitplan von Machern befinden zu beraten? Indem wir den klassischen Ansatz verfolgen, den Zeitplan von Managern innerhalb des Zeitplans von Machern zu simulieren: mittels Sprechstunden. Mehrere Male pro Woche nehme ich mir einen Zeitabschnitt frei, um mich mit Gründern zu treffen, in die wir investiert haben. Diese Zeit ist am Ende meines Arbeitstages und ich habe ein Anmeldeprogramm geschrieben, welches sicher stellt, dass sich alle Termine innerhalb der Sprechstunden am Ende häufen. Da sie am Ende des Tages statt finden, sind sie niemals eine Unterbrechung. (Nur wenn der Arbeitstag der Gründer zur gleichen Zeit wie meiner endet, ist es keine Unterbrechung für sie. Aber da sie den Termin gemacht haben, muss ihnen dies wert sein.) In sehr beschäftigten Zeiten sind die Sprechstunden so lang, dass sie die restliche Zeit des Tages einschränken, jedoch niemals unterbrechen.

Als wir in den 90er Jahren an unserem eigenen Startup arbeiteten, habe ich einen anderen Trick genutzt, um meinen Tag zu unterteilen. Ich programmierte vom Abendessen bis 3 Uhr morgens, denn nachts konnte mich niemand unterbrechen. Danach habe ich bis ca. 11 Uhr morgens geschlafen, und konnte dann bis zum Abendessen an “geschäftlichem” Arbeiten. Ich habe damals nie in dieser Form daran gedacht, aber im Endeffekt hatte ich jeden Tag zwei Arbeitstage, einen nach dem Zeitplan eines Managers und einen nach dem Zeitplan eines Machers.

Wenn man sich an dem Zeitplan des Managers orientiert, kann man etwas machen, was man auf dem Zeitplan eines Machers um jeden Preis vermeiden möchte: man kann spekulative Meetings haben. Man kann jemanden treffen, nur um sich kennen zu lernen. Wenn man einen freien Zeitabschnitt in seinem Kalender hat, warum auch nicht? Vielleicht stellt sich heraus, dass man einander in irgendeiner Form helfen kann.

Geschäftsleute im Silicon Valley (und auf der gesamten Welt) haben diese spekulativen Meetings sehr häufig. Sie sind nahezu kostenlos, wenn man auf dem Zeitplan des Managers operiert. Sie kommen so häufig vor, dass sich eine eigene Sprache entwickelt hat, um diese vorzuschlagen: man sagt zum Beipsiel “Wollen wir uns auf einen Kaffee treffen?”

Spekulative Meetings sind allerdings sehr kostspielig, wenn man sich auf dem Zeitplan eines Machers befindet. Dies bringt uns in eine Klemme. Alle gehen davon aus, wie andere Investoren, dass wir auf dem Zeitplan von Managern operieren würden. Daher stellen sie uns anderen vor, von denen sie glauben, dass wir sie treffen sollten, oder schicken uns eine Email mit dem Vorschlag sich auf einen Kaffee zu treffen. Dies lässt uns zwei Möglichkeiten offen, von denen beide nicht sehr gut sind: entweder wir treffen uns mit ihnen und verlieren einen halben Tag Arbeit; oder wir vermeiden ein Treffen und laufen damit Gefahr sie zu beleidigen.

Bis vor kurzem waren wir uns dem Grund des Problems nicht bewusst. Wir gingen einfach davon aus, dass wir entweder unsere Zeitplanung aufbrechen oder Menschen beleidigen mussten. Jetzt aber, da ich mir darüber im Klaren werde was vorgeht, gibt es vielleicht eine dritte Option: etwas zu schreiben, was die beiden Formen der Zeitplanung erklärt. Vielleicht, wenn der Konflikt zwischen dem Zeitplan des Machers und dem des Managers weitläufiger verstanden wird, kann das Problem reduziert werden.

Diejenigen von uns, die sich auf dem Zeitplan von Machern befinden sind bereit Kompromisse einzugehen. Wir wissen, dass wir an einigen Meetings teilnehmen müssen. Wir bitten lediglich darum, dass diejenigen auf dem Zeitplan von Managern sich der Kosten bewusst sind, die diese Meetings mit sich bringen.